Die Kulturanthropologin und Autorin wurde 1976 in Hamburg geboren. In ihrer britisch-deutschen Familie gehörte das Leben und Wahrnehmen unterschiedlicher Kulturen und interkulturelle Kommunikation von Kindheit an zu ihrem Alltag.
Sie studierte in Hamburg Volkskunde/Kulturanthropologie, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie Psychologie. Die Schwerpunkte ihrer Forschung gelten u.a. der Wahrnehmung von Atmosphären im städtischen Raum, generationaler Traumaweitergabe und der Biografieforschung, dabei insbesondere der Biografie der deutschen Sozialdemokratin, Sozialreformerin und Frauenrechtlerin Marie Juchacz, die 1919 die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gründete und als erste Frau eine Rede in der Weimarer Nationalversammlung im Parlament hielt.
Lydia Struck arbeitet im Hamburger Speicherstadtmuseum, bietet zudem historische Rundgänge (Speicherstadt, HafenCity und Wilhelmsburger Hochbunker) sowie Beratung bei Bildrecherchen und Archivfragen an. Seit 2013 arbeitet sie als Autorin im Auftrag des AWO Bundesverbands e.V., deren erste Publikation in der Schriftenreihe zur Geschichte der Arbeiterwohlfahrt 2014 erschien (Titel: „Mir geht so vieles durch den Kopf und durchs Herz“ – Marie Juchacz. Briefe und Gedanken zum Neuanfang der AWO.).
„In Deutschland müssen persönliche Geschichten oftmals sensibel und sorgsam Schicht um Schicht freigelegt werden, wie bei einer archäologischen Grabung,“ so Lydia Struck. „Mich erinnert das an einen Satz, der hoch im Norden Schottlands auf den Orkney Inseln gilt, wo eine meiner Urgroßmütter und auch deren Vorfahren geboren wurden. Dort sagt man: Wenn man an Orkneys Oberfläche kratzt, blutet es Archäologie. Hier in Deutschland kommen beim „Kratzen“ persönliche Geschichten zu Tage, die oft von den erschreckenden Ereignissen der Weltgeschichte verschüttet wurden.“
Sie stellt den Menschen ins Zentrum ihrer Forschung, um eine sinnvolle Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft herzustellen. „Die Solidarität kann über die Grenzen der Zeit hinaus entstehen – von Mensch zu Mensch. Nur auf Augenhöhe können sich die Herzen berühren, wie bei einer liebevollen Umarmung. Vergessen ist gefährlich. Nur das Erinnern macht es möglich, eine Lehre aus der Vergangenheit zu ziehen und an ihr zu wachsen.“
Derzeit forscht Lydia Struck weiter über das Leben von Marie Juchacz. Die Zeit des Exils während des Zweiten Weltkriegs soll im Fokus ihrer Untersuchungen stehen. Wie kam Marie Juchacz im Ausland zurecht? Wie war es ihr möglich, als über 60-Jährige Energien zu mobilisieren, die eine riesige Paketversand-Aktion möglich machten. Welche Rolle spielte dabei die Hilfe anderer Menschen um sie herum und die Unterstützung der „German-speaking Branch“, einem Ableger des Workmen’s Circle, der in New York als Arbeiterwohlfahrt New York und als „Solidarity 424E“ bekannt war? Welche Logistik war nötig und welchen Einfluss hatten die späteren CARE-Pakete der CRALOG an ihren Zielorten im Nachkriegsdeutschland?