Nach dem Holocaust: Broschüre

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Begegnung und Austausch zwischen Juden und ihren nicht-jüdischen Nachbarn:

Ein Wochenendseminar

Vor etwa 2000 Jahren folgten Juden ihren römischen Besatzern nach Europa. Die Römer sind verschwunden, jüdisches Leben nicht − trotz der Barbarei der Nazi-Diktatur und trotz eines Jahrhunderte alten Antijudaismus, sieben Jahrzehnte nach der Shoah. Hiergegen wollen wir arbeiten, indem wir die kulturelle Vielfalt eines Europas thematisieren, dessen Menschen zusammenwachsen.more ...

Europa ist heute ein farbenprächtiges Mosaik unterschiedlicher Kulturen geworden. Es stellt eine zunehmend integrative und friedvolle Wertegemeinschaft dar. Jüdisches Leben und jüdische Kultur konnte sich wieder etablieren. Es bereichert das europäische Mosaik. Auch in Deutschland ist jüdisches Leben wieder präsent.

Alltagsgeschichten sind notwendig, die auch hierüber erzählen. Wir wollen Gesprächskontexte schaffen, aus denen heraus Verständigung und Wertschätzung zwischen Menschen verschiedener kultureller Prägungen wachsen können.

Das Seminar untersucht unsere “Erzählungen” übereinander auf deren oftmals unbewussten Vorannahmen hin, es fragt nach dem, was wir nur “Vom-Hörensagen” her wissen oder was die Menschen unseres Umfeldes uns wissen machen. Denn dies prägt unser Zugehörigkeitsgefühl. Doch wenn unser Denken stereotyp bleibt, ist es einengend und blockiert unser menschliches Potential.

Wir wollen neue Narrative schaffen. Wie flechten wir solche Gesprächsfäden? Wie verändern sie unser Leben?

 

 

Projektskizze: Unsere Arbeitsweise

Wir arbeiten mit der Wirklichkeitskonstruktion unserer Lebensgeschichten. Nach dem Holocaust hat keine (partei-)politische oder missionarische Zielrichtung, sondern fokussiert sich auf die unmittelbare Persönlichkeit der Teilnehmer. Wir sind der Überzeugung, dass jede/r von uns in einer prägenden Gemeinschaft aufwuchs, die unser momentanes Verhalten beeinflusst. Daher lädt Spuren e.V. die Teilnehmer dazu ein, sich selbst mit den eigenen familiären Wurzeln und deren Einflüssen zu konfrontieren.more ...

Nach dem Holocaust verspricht eine entspannte und praktische Umgebung, in der die Teilnehmer erforschen können, woher sie und ihre Familien kommen, wie ihr derzeitiges Leben ist und wo sie in Zukunft sein möchten – als Individuen oder Mitglieder einer Gemeinschaft (egal ob religiös oder zivil ausgerichtet).

Nach dem Holocaust findet regulär von Freitagabend* bis Sonntagnachmittag* in englischer oder deutscher Sprache statt. Während fünf Workshop-Einheiten teilen die Teilnehmer ihre eigene Familiengeschichte und Biographien (auch anhand von Fotos, Karten, etc.) miteinander. Des weiteren  ermöglicht die Gruppenarbeit einen Austausch über eigene Erfahrungen, Wünsche, Ängste und Träume.

Am Ende des Wochenendes teilen die Teilnehmer ihre Erkenntnisse mit und überlegen, wie sie diese in ihr tägliches Leben integrieren können. Bei gewünschter Fortsetzung der Workshop-Arbeit besteht die Möglichkeit von periodischen Reunionen oder Aufbau-Workshops.

*Die Teilnehmer arrangieren ihre Übernachtung selbst. Freitagabend dient zum Kennenlernen der Inhalte und später der Teilnehmer, z.B. beim gemeinsamen Abendessen. Samstagabend schauen wir uns gemeinsam einen relevanten Film an, mit anschließender  Diskussion.

 

Sagy Cohen und Michael Luick-Thrams, die das Projekt Worte zwischen Welten entwickelt haben, arbeiten mit Spuren e.V. zusammen. Ihre Workshops und Projekte nehmen auf drei Ebenen Geschichten und erzählte Sozialgeschichte in den Blick:

  • Erzählungen der Menschheit: Was bedeutet es, Mensch zu sein? Wie lebten Menschen zu anderen Zeiten und in verschiedenen kulturellen Kontexten? Was sagt die Vielfalt menschlicher Erfahrungen uns heute (und zukünftigen Generationen) darüber, wie wir menschlich leben können? Welche Schlüsse ziehen wir aus der Verantwortung einer gemeinsam geteilten Vergangenheit?
  • Erzählungen von Gruppen: Wie wurden wir zu dem, was wir heute sind? Wie prägt unsere gemeinsame Vergangenheit unser kollektives Selbstverständnis? Und wie stark prägt sie unseren gegenwärtigen Lebensstil und die Art, Gesellschaft zu gestalten?
  • Erzählungen von Einzelpersonen: Was in unserem Leben ist das Ergebnis natürlicher Entwicklung, was Ergebnis von Erziehung und gesellschaftlicher Prägung? Welche Teile meines “Ich” sind angeboren, welche habe ich übernommen durch das, was mich umgibt?

 

Projektskizze: Warum wir uns engagieren

Der Direktor von Spuren e.V., Michael Luick-Thrams, bringt seine Jahrzehnte lange Erfahrung in genealogischer, historischer und pädagogischer Arbeit ein. Als Urenkel eines Mitglieds des Ku Klux Klans versucht er, die Wurzeln kollektiven Verhaltens und von Konfliktherden in persönlichen Lebensgeschichten zu ergründen. Er hat in Neuerer Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin promoviert und beschäftigt sich mit familiengeschichtlicher Forschung im Kontext der Sozialgeschichte (vgl. www.DE.TRACES.org). Aus den Erfahrungen mit seiner eigenen Familiengeschichte heraus lädt er die Projektpartner ein, die Geschichten ihrer Familien mit anderen zu teilen, besonders im Hinblick auf folgende Themen:

  • Migrationserfahrung: Wie hat der Wechsel von einer Kultur in eine andere oder der Umzug von einer Region in eine andere unsere Familien verändert? Was ging verloren, was wurde gewonnen?
  • Arbeit und Freizeit: Welche Güter oder Dienstleistungen haben unsere Familien anderen angeboten, um ihren Lebensunterhalt zu sichern? Welche Rolle spielen Unterhaltungsindustrie, Musik und Kunst, Sport, Reisen, Hobbys, zivilgesellschaftliches Engagement oder Freiwilligendienste im Alltag unserer Familien und in unserem eigenen Leben?
  • Wirtschaftskreisläufe: Wie wirkten sich wirtschaftlicher Aufschwung und Wirtschaftskrisen auf unsere Familien aus? Inwiefern beeinflussten Reichtum, Armut, Arbeitslosigkeit, Ausbildung und Berufskarrieren das Leben unserer Herkunftsfamilien?
  • Klima- und Naturkatastrophen: Wie haben klimatische Bedingungen unsere Lebensweise geprägt? Hatten außergewöhnliche Naturereignisse Langzeitwirkung oder besaßen sie nur für den Augenblick eine Bedeutung?
  • Kriege: Wie haben Kriegserfahrungen die Persönlichkeit unserer Familienangehörigen verändert? Welche Folgen hatten Kriege für unsere Familien und unsere Nationen? Wie haben wir selbst durch Krieg das Leben und Schicksal von anderen beeinflusst?
  • Religion: Welchen Einfluss haben Religion und Spiritualität auf unsere Familie und auf die Kultur unserer Gesellschaft?
  • Technologie: Wie haben technische Errungenschaften unsere Lebensweise verändert?
  • Beziehungsgeschichten: Welches Erbe an ungewollten Schwangerschaften, Heiraten, Scheidungen, Patchwork-Familien, unkonventionellen Lebensstilen oder Todesfällen lastet auf unseren Familien?

All diese Facetten unserer Lebensgeschichten können wir heilsam miteinander erkunden. So lernen wir uns selbst und den anderen besser kennen. Im Prozess des gegenseitigen Erzählens wandeln sich die Geschichten, die wir über uns selbst und unsere Nationen erzählen. Wir justieren sie neu im Hinblick auf die vielfältigen Wirklichkeiten “der anderen”, die wir zuvor nicht kannten und nicht verstanden haben. Indem wir uns mitteilen, wachsen wir über uns hinaus.

 

Projektskizze: Wer wir sind

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Projektskizze: Regionale und zeitliche Planungen

Das Projekt Nach dem Holocaust kann zwischen Januar und Juli und ab September 2015 für Deutschland gebucht werden. Weitere Workshops sind geplant für:

  • Winter 2015/16: in den USA und Israel
  • Frühjahr 2016: in Mitteleuropa
  • Herbst 2016: in den USA und Israel
  • ab Frühjahr 2017: in Deutschland und anderen europäischen Staaten und ggf. auch in den USA

Für weitere Informationen siehe www.DE.TRACES.org . Für die Teilnahme an einem Workshop wenden Sie sich bitte an: staff@TRACES.org.

 

Vielen Dank für Ihr Interesse!